La neige de mai an der Dent de Lys

Über Auffahrt wollte ich wieder einmal die Narzissenfelder an den Hängen der Dent de Lys besuchen. Ich hoffe, den „neige de mai“ (Maischnee) in den letzten Maitagen wiederum anzutreffen und zu bewundern. Ich steige von Albeuve im Intyamon Richtung Col de Lys hoch. Die Voralpen im Greyerz sind unterdessen fast alle mit Bergstrassen für Fahrzeuge erschlossen und „goudroniert“, so dass im untersten Teil auf Teer statt auf Wanderwegen marschiert wird. Und die Alpstrassen dienen nicht nur der Versorgung der Hirten, sondern offensichtlich gilt es, mit dem eigenen Auto so hoch und so nah wie möglich an die Chalets zufahren. Jedenfalls wird es zeitweise eng.

Können Autos auch wandern?

Bald erkenne ich im Rücken auf der anderen Talseite die beiden Spitzen der Dent de Broc und der Dent du Chamois. Ich mag mich gut erinnern, den zwischen den beiden Gipfeln liegenden Pass in den frühen 1980er-Jahren anlässlich einer Schulreise mit über 30 Fünftklässlern überschritten zu haben. Wir stiegen frühmorgens vom Lac de Montsalvens auf und machten Mittagspause etwas unterhalb des Col des Combes. Nach dem Pic-nic fanden die Kinder in der Umgebung Erdbeeren. Reife, süsse Walderdbeeren in unglaublichen Mengen! Alle schlugen sich im wahrsten Sinn des Wortes den Bauch mit „Häpöreni“ voll. Schlussendlich lagen alle (inklusive Lehrer) in der warmen Sonne, niemand sagte mehr ein Wort und manche(r) träumte von den süssen Früchtchen. Nach dem Abstieg nach Broc stand eine Besichtigung der dortigen Schokoladefabrik an. Mit eindringlichen Worten ermahnte ich die Kinder, nach dem Rundgang durch die Fabrik nicht zu viel Schokoladekugeln und Kirschstängeli zu degustieren – dies würde sich mit Sandwiches und Erdbeeren nur schlecht vertragen. Ich hatte Erfolg mit meinen mahnenden Worten: Nur die Hälfte der Klasse erbrach sich auf der Rückfahrt…

Dent de Broc und Dent de Chamois mit dem „Häpöripass“ dazwischen

Nun, je höher ich steige desto weniger Teer und Autos. Auf echten steilen Bergwegen geht es Richtung Col de Lys. In den Vorweiden sind die Chalets von den Hirten schon bezogen und viele Kühe, Rinder und Kälber sind bereits in den Sommerferien. In den weiter oben liegenden Weiden werden erst die Zäune gerichtet.
Aus früheren Wanderungen wusste ich, dass zu jedem Chalet ein Brunnen mit fliessendem Wasser gehört. Deshalb nahm ich nur eine leere Feldflasche mit. Doch neu installierte moderne Wasserleitungssyteme verhindern das Trinken ab der Röhre. Gut für sparsamen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser, schlecht für die durstige Kehle des Wanderers!

„…toit de bardeau, devant la porte un…“
Hirtenarbeitsplätze 2.0
fertig mit Trinken ab der Röhre!

Bald bin ich im Bergfrühling angekommen.

Und dann endlich. Sind das Schneeresten? Kalksteine? Nein Narzissenfelder am Dent de Lys!

kein Schnee!
sondern „neige de mai“
Narzissenfelder
Kalksteine und Narzissen
Narzissen

Den Gipfel der Dent de Lys erreiche ich nicht. Noch hat es weit oben zuviel Schnee. Und Tausende Narzissen dort oben warten auf wärmere Tage und dann gibt in diesem Jahr floralen „neige de juin“!

Narzissen an der Dent de Lys

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